Die beiden sympathischen Irren aus Erfurt und Hamburg, die sich Paul & Willi nennen, machen Geräuschpantomine. Also Pantomime mit Geräuschen. Sie stellen quasi mit Händen, Füßen, Fingern und ihren Gesichtern gewisse Szenen dar und untermalen diese mit Lauten, die ihrem Rachenraum, den Armen, den Fingern oder sonstigem entfahren. Sie sind skurrilste Cartoonfiguren – gekritzelt auf die Bühne.
2005 wurde ihnen offiziell ihre Witzigkeit attestiert in Form von Schweizer und Ostdeutschen Preisen. Ab da nahm das Elend seinen Lauf: den Bedarf akzeptierend gaben sie zahlreiche Auftritte im deutschsprachigen Raum, obwohl sie kein deutsch sprechen, sondern irgendeinen Kauderwelsch, der zwischen finnisch-niederländisch und heißer-Kartoffel-im-Mund angesiedelt ist und widmeten sich hauptsächlich ihrem Studium. Willi im Fach der Sozialen Arbeit, Paul dem Schauspiel. Der Zahn der Zeit traf auch sie schonungslos: Bis heute schafften sie es nicht die Nachfrage nach „Lustiger Geräuschpantomime“ durch ebenjenen fragwürdigen Programmtitel ab zu schaffen und sehen sich gezwungen in ihrer 2013 eingelegten künstlerischen Pause immer wieder aufzutreten. Willi ist alt geworden, in Erfurt geblieben und bis heute hauptberuflich Dauerstudent, Paul ist der Held des Ensembles, festangestellter Schauspieler zuerst in Berlin (Deutsches Theater, Maxim Gorki Theater), dann am Staatstheater Stuttgart und nun am Thalia Theater in Hamburg.
Ihre raren Auftritte sollte man sich entgehen lassen, wenn man nicht auf anarchischen Humor und Zwerchfellmuskelkater steht.
Fotos: Martin Schink und Sven Gatter